Die richtigen Argumente – gut belegt

Dr.-Ing. Zimmermeister Markus Lechner
Quelle: eins Plan GmbH
Dr.-Ing. Markus Lechner ist Zimmermeister, Bauingenieur und seit über 20 Jahren im Holzbau tätig. Nach seiner Promotion an der TU München wechselte er in die Wirtschaft. Heute leitet er die eins Plan GmbH. Im Interview spricht er über den Wandel der Baubranche, neue Vorgaben – und warum jetzt die Zeit für Holzbau ist.
Herr Dr. Lechner, Sie waren im vergangenen November als Referent und Diskussionsteilnehmer beim Symposium Bau Innovativ. Worüber wurde dort vor allem diskutiert?
Im Zentrum stand die Frage, wie wir angesichts steigender Kosten und des Klimawandels zukunftssicher bauen können. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen werden sich in den nächsten Jahren stark verändern. Aktuell reguliert der Gesetzgeber noch den rechnerischen Primärenergiebedarf von Gebäuden, bezogen auf kWh/(m²·a). Dieser Wert spiegelt jedoch nicht den tatsächlichen Energieverbrauch wider, da dieser maßgeblich vom Nutzerverhalten abhängt.
Eine genauere Betrachtung der globalen Klimaproblematik zeigt: Wir haben im Bauwesen weniger ein Problem mit der Energie, sondern vielmehr mit den Emissionen. Die Frage sollte lauten: Wenn es technologisch möglich ist, ein Gebäude emissionsfrei zu beheizen – warum sollte dann weiterhin mit großem Aufwand und hohen Kosten der Primärenergiebedarf reduziert werden? Effektiver wäre eine Regulierung über den CO₂-Ausstoß pro Quadratmeter oder pro Kopf.
Ab dem Jahr 2027 wird der EU-Emissionshandel auch auf den Gebäudesektor und den Verkehr ausgeweitet. Damit rückt nicht mehr der theoretische Primärenergiebedarf, sondern die real verursachten Emissionen ins Zentrum der Regulierung.
Wie wirken sich diese Veränderungen auf den Holzbau aus?
Ich sehe große Chancen. Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir klimafreundliche, das heißt emissionsarme Lösungen für die Baustoffe, den Bau, Transport und Rückbau - und der Holzbau bietet sie bereits: 1m³ Holz speichert umgerechnet circa eine Tonne CO₂.
Holz ist zudem regional verfügbar und nachwachsend. Bei intelligenter Logistik lassen sich auch Transportemissionen deutlich senken. Angesichts der Klimaziele führt künftig kein Weg daran vorbei – wir werden deutlich mehr mit Holz bauen müssen.
Was bedeutet dieser Wandel konkret für die Zimmereibetriebe?
Die neuen Regelungen spielen dem Zimmererhandwerk grundsätzlich in die Karten. Aber: Die Art der Aufträge verändert sich. Wegen hoher Zinsen und Baukosten entstehen derzeit weniger Einfamilienhäuser. Gleichzeitig plant der Staat, 500 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte zu investieren – das zusammen bedeutet mehr Kitas, Schulen und Wohnungsbau, also größere Projekte.
Zimmereibetriebe müssen deshalb umdenken und sich stärker mit dem mehrgeschossigen Bauen befassen. Das erfordert neue Kompetenzen – in Planung und Ausführung.
Wie können sich die Betriebe darauf vorbereiten?
Zum einen rate ich den Zimmerern zu mehr Kooperationen - vor allem bei größeren Projekten, die zum Jahresumsatz passen sollten. Diese Aufträge sind für viele Betriebe alleine kaum zu stemmen, gemeinsam aber durchaus machbar. Bei der Koordination und Planung können spezialisierte Planungsbüros wie wir unterstützen.
Zum anderen sollten sich Zimmerer mit dem Thema CO₂-Zertifizierung befassen. Hier liegt eine große Chance für das Zimmererhandwerk. Denn wir haben die richtigen Argumente auf unserer Seite – wir müssen sie nur vor den Bauherren belegen können. Mein Rat: Beschäftigen Sie sich intensiv mit CO₂-Berechnungen. Wer da sattelfest ist, hat künftig einen echten Wettbewerbsvorteil.